Wenn der VfB Lübeck auf den FC St. Pauli trifft, ist Spannung vorprogrammiert. Begeisternde Duelle lieferten sich beide Teams in den vergangenen Jahrzehnten. Das überall immer noch präsente und beinahe historische 6:0 vor 14 Jahren ist dabei nur ein Mosaiksteinchen. Dramatischer ging es in der Saison 1968/1969 zu, als durch einen 3:1-Erfolg über die Kiezkicker der Grundstein für das Erreichen der Bundesliga-Aufstiegsrunde gelegt wurde. Und auch im DFB-Pokal traf man schon aufeinander. In der erfolgreichsten Pokalsaison der grünweißen Historie meisterte der VfB im Jahr 2003 die Hürde am alten Hamburger Millerntor erfolgreich. In den Jahren darauf begegnete man sich in der Regionalliga Nord auf Augenhöhe, später half man sich sogar wechselseitig aus der Patsche. Wir blicken zurück.

1969: Über St. Pauli in die Aufstiegsrunde

Am vorletzten Spieltag der Saison 1968/69 hatte der VfB den FC St. Pauli vor 15.500 Zuschauern auf der Lohmühle zu Gast und wollte den ersten Schritt in Richtung Bundesliga erfolgreich meistern.

Die Bundesliga-Aufstiegsrunde, sie war selbst für die größten Fußballoptimisten Monate zuvor noch ein Wunschtraum. Jetzt schien sie in Erfüllung zu gehen. Ein Sieg gegen den Konkurrenten vom Kiez war dabei zwingend notwendig.

Trotz eines schnellen 0:1 Rückstandes durch Kallius in der zweiten Minute zeigten die Grünweißen Nervenstärke, ungeheuren Kampfgeist und Einsatz, dem die Hamburger nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Nach dem 1:1 Ausgleich durch Schygulla in der 36. Minute nahm das Tempo der Lübecker weiter zu, zwei Kopfbälle durch Otto Hartz in der 66. und Agurew in der 72. Minute ließen die Lohmühle beben.

Mit 3:1 gewannen unsere Mannen vollauf verdient. Nach dem Abpfiff stürmten Tausende den Platz und trugen Trainer und Spieler auf Schultern vom Platz. ‚Was für ein Publikum‘, staunten die Fernseh- und Rundfunkmoderatoren. Der Mannschaft war in keiner Phase anzusehen, dass sie in den Monaten zuvor pausenlos durch englische Wochen hetzten. Selten sah man einen besseren, schwungvolleren und angriffsfreudigeren VfB als diesen, der die Hamburger förmlich überrollte.

2002: Historisches 6:0 gegen den Weltpokalsiegerbesieger

Im Februar 2002 krönte sich der FC St. Pauli durch einen 2:1-Erfolg am heimischen Millerntor gegen den amtierenden Champions-League- und Weltpokalsieger Bayern München selbst zum Weltpokalsiegerbesieger. Den Bundesligaabstieg konnten die Kiezkicker dennoch nicht verhindern und so mussten Holger Stanislawski, Simon Henzler, Alexander Meier & Co. am 3. Spieltag der Zweitligasaison 02/03 zum frisch gebackenen Aufsteiger VfB Lübeck an die ausverkaufte Lohmühle. Selbst nicht in bester Verfassung und mit zwei Niederlagen miserabel in die Saison gestartet, trafen sie auf einen VfB, der sich von Beginn an in einen Rausch spielte und schon vor dem Seitenwechsel durch Oliver Schweißing und Daniel Bärwolf in Führung ging.

Der „Fußballgott“ erhöhte unmittelbar nach Beginn des zweiten Durchgangs auf 3:0, Farai Mbidzo, Daniel Thioune und Holger Hasse machten den Kantersieg perfekt. „Verrückt, faszinierend, begeisternd“ titelte die BILD – der VfB war nach drei Spieltagen Spitzenreiter der 2. Bundesliga.

Am Ende der Saison gelang der Hecking-Elf der sichere Klassenerhalt – trotz einer 0:2-Niederlage im Rückspiel. Der FC St. Pauli wurde hingegen in die damals drittklassige Regionalliga Nord durchgereicht.

2003: Über das Millerntor zum größten Erfolg im DFB-Pokal

Nur eine Saison später kam es in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals am Millerntor zu einem erneuten Wiedersehen. Unter der Leitung eines gewissen Schiedrichters Robert Hoyzer setzte sich der VfB denkbar knapp mit 3:2 nach Verlängerung beim klassentieferen Rivalen aus Hamburg durch. Nach einem torlosen ersten Durchgang brachte Holger Hasse den VfB in Führung, Audenzio Musci glich aber postwendend aus. Ferydoon Zandi, heute Co-Trainer der St. Paulianer, verschoss zwei Minuten später zwar einen Elfmeter, brachte seine Grünweißen in der Verlängerung aber dennoch in Führung. Nachdem Jan Schanda gar auf 3:1 erhöhen konnte, war der berühmte Drops gelutscht. Daran änderte auch der 2:3-Anschlusstreffer durch Cory Gibbs neun Minuten vor dem Ende nichts mehr.

Für den VfB war es die zweite Hürde auf dem Weg zum größten Erfolg im DFB-Pokal. Über die Stationen SC Freiburg und TSG Hoffenheim spielte man sich bis ins Halbfinale vor, in dem man bekanntermaßen erst beim designierten Deutschen Meister und Pokalsieger Werder Bremen scheiterte.

2004 bis 2007: In der Regionalliga auf Augenhöhe

Trotz des Einzugs ins Pokal-Halbfinale stieg der VfB am Saisonende ab und so trafen sich beide Vereine im Regionalligaalltag wieder. Mit Vorteilen für den VfB: Drei Heimsiege gelangen dem VfB, am Millerntor spielte man zwei Mal 1:1-Unentschieden. Nur den letzten Punktspielvergleich sollte St. Pauli für sich entscheiden: Charles Takyi traf in den letzten vier Minuten vor heimischer Kulisse doppelt zum 2:0-Erfolg für den späteren Zweitliga-Aufsteiger.

Wechselseitige Hilfe

Pflichtspielbegegnungen gab es in den vergangenen neun Jahren keine mehr. Und dennoch traf man sich wieder. 2008 bot Holger Stanislawski, inzwischen Trainer am Kiez, den inzwischen in finanzielle Schwierigkeiten geratenen VfB Hilfe in Form eines Retterspiels an. Der VfB nahm dankend an. Sportlich war Grünweiß erfolgreich, gewann durch Tore von Lukas Oppermann, Jan Hoffmann und Claudius Weber mit 3:2. Finanziell reichte es nicht – der Insolvenzantrag musste drei Wochen später dennoch gestellt werden.

Im Juli 2011 war der FC St. Pauli auf Hilfe des VfB angewiesen. Weil der DFB die Hamburger nach Fehlverhalten seiner Fans zu einem Spiel in einem Stadion 50 Kilometer außerhalb der eigenen Spielstätte verurteilte, fand das erste Heimspiel der Zweitligasaison 11/12 auf der Lohmühle statt – gegen den FC Ingolstadt gab es einen 2:0-Erfolg.

Von Published On: 19. August 2016Kategorien: 1. Herren
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