Paukenschlag zum Einstand: Mitte der 50er Jahre feierte der VfB Lübeck seinen Einstand im DFB-Pokal und sorgte sofort für eine faustdicke Überraschung: Das Gastspiel beim Spandauer SV gestalteten die Grünweißen äußerst erfolgreich und siegten im Berliner Olympiastadion mit 2:1 nach Verlängerung. Über 30.000 Fans, so berichtete das Sport-Megaphon, beklatschten die Lübecker Mannschaft nach der großen Sensation der ersten Pokalrunde. Schlumberger hatte den VfB in der 68. Minute in Führung gebracht, die Berliner glichen allerdings fünf Minuten später aus. Fünf Minuten vor Ende der Verlängerung war es dann Max Hoppe, der einen Freistoß aus 16 Metern direkt zum 2:1-Siegtreffer verwandelte.

In der zweiten Runde allerdings war der VfB beim Namensvetter aus Stuttgart chancenlos: Trotz zwischenzeitlicher Führung unterlagen die Lübecker am Neckar mit 1:5.

Echte Fights gegen deutsche Fußballgrößen in den 60ern

Erst in den 60er Jahren qualifizierte sich der VfB erneut für den bundesweiten Pokalwettbewerb. In der Saison 1966/67 traf man auf Kickers Offenbach. Die Hessen wurden in den 50er Jahren zwei Mal Deutscher Vizemeister und drei Jahre später DFB-Pokalsieger. 8 Mark, so berichtete das Sport-Megaphon, sollten Fans für einen Tribünenplatz auf der heutigen „Alten Holze“ zahlen, 6 Mark für einen Platz auf der Vortribüne. Der DFB hatte die Preise festgelegt – das Lübecker Publikum reagierte etwas angesäuert. 10.000 Fans kamen trotzdem und sahen ein großartiges Spiel ihrer Mannschaft, das in der Verlängerung dennoch mit 0:1 verloren ging.

In der Saison 1967/68 kam schließlich der TSV 1860 München, eine Saison zuvor Deutscher Meister geworden, auf die Lohmühle und brach sämtliche Rekorde. 15.000 Tickets gingen allein im Vorverkauf über den Tisch, 17.000 Fans waren es am Ende offiziell, 80.000 Mark Einnahme wurden generiert. Doch auch in diesem Jahr war der VfB unterlegen, erneut hieß es am Ende 1:0 für die Gäste.

38 Jahre später: Durchmarsch ins Halbfinale

2004 kam der VfB erstmals über die zweite Runde hinaus und sorgte bundesweit richtig für Furore: Als damaliger Zweitligist unter der Leitung des heutigen Bundesligatrainers Dieter Hecking spielte man sich mit Siegen gegen Eintracht Rheine (2:0 n. V.), FC St. Pauli (3:2 n. V.), SC Freiburg (1:0) und TSG Hoffenheim (1:0) bis ins Halbfinale vor.

In der Vorschlussrunde musste der VfB im Bremer Weserstadion beim SV Werder antreten. Die Bremer wurden in der Saison Deutscher Meister und Pokalsieger – die „Hürde VfB“ war aber höher, als man an der Weser im Vorwege geglaubt hatte. Vor rund 40.000 Fans im Stadion (darunter 10.000 Lübecker) und einem Millionenpublikum an den heimischen TV-Bildschirmen (das Spiel wurde live im ZDF übertragen) bot der VfB dem damaligen Topverein im Deutschen Fußball Paroli, ging zwei Mal in Führung und verlor am Ende denkbar knapp in der Verlängerung mit 2:3 – Der Traum von Berlin platzte kurz vor dem Ziel.

Letzter Coup vor sechs Jahren

Vor sechs Jahren glich die Lübecker Lohmühle nach 120 hart umkämpften Minuten letztmalig einem Tollhaus: Der FSV Mainz 05, gerade frisch in die Bundesliga aufgestiegen, kam zum Erstrundenspiel des DFB-Pokals auf die Lohmühle. Zunächst schien vor 7.898 Zuschauern auch alles nach Plan zu laufen. Der Favorit ging im ersten Durchgang durch Niko Bungert per Kopf in Führung und bestimmte weitestgehend das Geschehen. Nach dem Seitenwechsel jedoch hatten die ganz in weiß spielenden VfBer ihre Anfangsnervosität vollends abgelegt und traten wesentlich mutiger auf. Der verdiente Lohn: Nico Schrum gelang mit einem sehenswerten Schuss aus 16 Metern der vielumjubelte Ausgleich (56.).

Die Lohmühle war wach, die Fans peitschten ihre Mannschaft nach vorn, von nun an war kein Klassenunterschied mehr zu erkennen – obwohl 05-Trainer Jörn Andersen inzwischen den heutigen Weltmeister André Schürrle eingewechselt hatte. Die Partie war bereits in der Verlängerung, als Jakob Sachs aus knapp zehn Metern der entscheidende 2:1-Siegtreffer gelang – Die Lohmühle stand Kopf und der VfB in der 2. Runde des DFB-Pokals.

Dort traf man vor einer ausverkauften Lohmühle auf den VfB Stuttgart, der mit Sami Khedira ebenfalls einen heutigen Weltmeister an Bord hatte. Die Grünweißen waren den Stuttgartern, zum damaligen Zeitpunkt auch in der Champions League vertreten, über lange Zeit mindestens ebenbürtig, gingen durch Bastian Henning früh in Führung (6.) und hatten bis 13 Minuten vor Schluss eine weitere Sensation vor Augen. Erst dann glichen die Stuttgarter aus (Julian Schieber/77.), in der Verlängerung sorgten Khedira (109.) und Cacau (117.) für die knappe Entscheidung zu Gunsten des Favoriten.

Derbysiege im Landespokal

Auch im Pokalwettbewerb auf Landesebene hat sich der VfB Lübeck in der Rolle des Underdogs immer wohlgefühlt und war mehr als einmal erfolgreich:

So konnten die Grünweißen in der Saison 09/10 auch im Landespokal ein fettes Ausrufezeichen setzen: Erstmals in der Geschichte des schleswig-holsteinischen Fußballs wurde im laufenden Spielbetrieb (!) mit Kiel ein zentraler Endspielort festgelegt. Der VfB musste somit als Klassentieferer zum Drittligisten Holstein Kiel reisen – und gewann durch Tore von Jakob Sachs und Clemens Lange hochverdient mit 2:0!

Vor wenigen Wochen standen sich der VfB und Holstein erneut im Landespokal-Endspiel gegenüber. Und erneut war es der VfB als Viertligist, der dem Drittligisten ein Bein stellen konnte (1:0).

Nach dreijähriger Abstinenz, zuletzt 2012 gegen Eintracht Braunschweig (0:3), kehrt der VfB Lübeck als Landespokalsieger 2015 auf die bundesweite Bühne zurück. Und wer weiß, vielleicht schreibt der VfB an diesem Wochenende ein weiteres Kapitel seiner bewegenden Pokalgeschichte…

Von Published On: 6. August 2015Kategorien: 1. Herren
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