Eher unbemerkt vollzieht sich ein Jubiläum für unseren Verein: 25 Jahre alt ist die Neue Haupttribüne, seit vielen Jahren als Sparkassen-Tribüne bekannt, seit dem heutigen Freitag. Als das millionenschwere Bauwerk am 30. Juli 1996 eröffnet wurde, war dies für die Lohmühle der Sprung in die Moderne. Die Tribüne mit über 4.000 Sitzplätzen, 22 VIP-Logen, Restaurant, modernen Kabinen, Geschäftsstelle und Fanshop ersetzte nach gut halbjähriger Bauzeit die hölzerne Stehtribüne, die im Juni 1938 eröffnet worden war.

Nach dem überraschenden Zweitliga-Aufstieg 1995 war die Modernisierung der Lohmühle eine Auflage des DFB gewesen – und auch aus wirtschaftlicher Sicht eine Notwendigkeit für den VfB. Schließlich verfügte das Stadion zuvor nur über knapp 500 Sitzplätze auf der 1937 eröffneten heutigen „Alten Holze“. Die Kosten für den Neubau musste der Verein selbst tragen, Zuschüsse gab es von der Possehl-Stiftung (500.000 Mark) und vom Landessportverband (100.000 Mark). Die Stadt beteiligte sich mit einem Darlehen von zwei Millionen Mark, das der VfB in 20 jährlichen Raten bei 4,5 Prozent Zinsen zurückzahlen musste. 2,8 Millionen Mark wurden über Banken finanziert, 1,3 Millionen Mark steuerten Wirtschaftsratsmitglieder, in erster Linie Günter „Molle“ Schütt und Uwe Thies, als Darlehen bei. Insgesamt betrugen die Baukosten 8.472.615,30 Mark brutto.

Nach dem letzten Zweitliga-Punktspiel des Jahres 1995 wurde mit dem Abriss der hölzernen Stehtribüne begonnen. „Wir hatten immer mal gehofft, dass das Ding mal wegfliegt“, erinnerte sich VfB-Idol „Jonny“ Felgenhauer lachend daran, dass sich das Brettergestell nie besonderer Beliebtheit erfreute. „Aber bei Regen standen 5.000 Zuschauer drunter und wurden nicht nass.“ Beim Abriss überkamen einige dann doch nostalgische Gefühle. Fans hatten die Möglichkeit, Holzteile der traditionsreichen Tribüne ab einer Spende von fünf Mark zu erwerben.

Die Zusage der Stadt für die Übernahme des Kredits am 31. Januar 1996 ließ dann auch den Neubau starten. Aus Kostengründen wurde auf die geplante Flutlichtanlage zunächst verzichtet. „Der Verein muss in den nächsten Jahren etwa 500.000 Mark pro Saison an Zinsen und Tilgung aufbringen“, rechnete „Molle“ Schütt vor und kalkulierte die Mehreinnahmen durch die zusätzlichen Sitzplätze auf etwa 400.000 bis 600.000 Mark pro Saison. Eine Rechnung, die einigermaßen aufgehen sollte – allerdings nur in der 2. Bundesliga. Die allerdings erlebte das Bauwerk zunächst nur eine Saison lang…

Die Rückrunde der Saison 1995/96 bestritten die VfB-Fußballer auf einer Baustelle, die immerhin noch 13.500 Fans Platz bot. Von Heimspiel zu Heimspiel war ab März der Baufortschritt für jeden Zuschauer zu sehen. Unter der Regie des Bauunternehmens Schütt, das schon 40 Jahre zuvor den letzten großen Stadionausbau verantwortet hatte, ging es schnell voran. „Wir können uns keine Ausfallzeiten erlauben“, sagte Schütt und hielt trotz harter Winterwochen Wort. Im Sommer stand das 17,50 Meter hohe Bauwerk, dessen grüne und weiße Sitzschalen den Schriftzug „VfB Lübeck“ erkennen lassen.

Bereits am 30. Juli 1996 wurde die Neue Haupttribüne mit einem Blitzturnier eröffnet, an dem neben Zweitligist VfB der UEFA-Cup-Teilnehmer Hamburger SV und der Deutsche Meister Borussia Dortmund teilnahmen. Zwar waren insbesondere im VIP-Bereich noch nicht alle Innenarbeiten abgeschlossen. Doch bei den Fans sorgte die neue Tribüne für Begeisterung. Dabei hatten es die Preise durchaus in sich. Für 25 Mark waren die unteren Reihen in den Außenblöcken zu haben, die Plätze in G3 und G4 kosteten satte 50 Mark.

„Die Tribüne kann sich sehen lassen“, lobte HSV-Trainer Felix Magath die Lohmühle nach der Premiere. „Die Umkleidekabinen sind hier auch besser als die im Volksparkstadion“, dokumentierte zudem HSV-Torhüter Richard Golz, dass die Lohmühle damals in vielen Bereichen höchste Standards erfüllte.

Das Blitzturnier zum Auftakt wurde live vom DSF, damals Trikotsponsor des VfB übertragen. Mit 13.000 Zuschauern war die Eröffnung nicht ganz ausverkauft. Doch die beiden Bundesligisten nahmen jeweils die damals attraktive Summe von rund 120.000 Mark mit auf die Heimreise und auch für den VfB blieb noch eine fünfstellige Summe übrig. Das erste Tor im gefühlt neuen Stadion erzielte VfB-Spielmacher André Golke gegen den HSV (1:1). Am Ende gewann Borussia Dortmund mit Stars wie Andy Möller, Stefan Reuter, Michael Zorc oder Stéphane Chapuisat nach einem 2:0 gegen den VfB und einem 0:0 gegen den HSV das Turnier.

Das erste Punktspiel vor einer ausverkauften Haupttribüne endete fünf Tage später für den VfB mit einem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt. Fortan war die Lohmühle ein Stadion, das auch für größere Veranstaltungen interessant wurde. 1997 fand erstmals ein Frauen-Länderspiel (gegen Spanien) in Lübeck statt. Den entscheidenden Schritt, um dauerhaft für DFB-Spiele interessant zu werden, lieferte aber erst der Bau der Flutlichtanlage, die „Molle“ Schütt im Jahr 2000 mit rund einer Million Mark finanzierte, um die Lizenzbedingungen für die zweigleisige 3. Liga zu erfüllen. Nun waren auch die damaligen Bundesliga-Bedingungen erfüllt. Entsprechend vergab der DFB auch Spiele im Liga-Pokal auf die Lohmühle, und die Nachwuchs-Nationalmannschaften waren regelmäßig Gäste in Lübeck. Mehrfach wurde die Lohmühle vermietet – für UI-Cup-Spiele und internationale Tests des HSV, für DFB-Pokal-Spiele anderer Vereine aus der Region.

Der VfB erlebte vor der in den wichtigen Spielen vollbesetzten Tribüne große Höhepunkte in insgesamt drei Zweitliga-Jahren (als Krönung sicherlich das 6:0 gegen St. Pauli 2002), im DFB-Pokal (Achtelfinalsieg gegen den SC Freiburg 2003, Erstrundensieg gegen den drei Klassen höher spielenden 1. FSV Mainz 05 im Jahr 2009) und auch in der Liga mit den gänzlich unterschiedlich erlebten Aufstiegen 2002, 2013 und 2020. Bei Freundschaftsspielen füllten unter anderem Bayern München (1999) oder der HSV (z.B. 2013 und 2020) die Tribüne quasi bis auf den letzten Platz.

25 Jahre nach ihrem Bau hat die Lohmühle im vergangenen Jahr erstmals wieder ein paar weitere einschneidende Veränderungen erlebt. Die Eröffnung der ersten komplett neuen Rasenfläche (erstmals mit Rasenheizung) vor der Tribüne steht unmittelbar bevor. Die Sparkassen-Tribüne kann heute nicht mehr in allen Bereichen mit den Arenen der Bundesligen mithalten. Sie ist aber weiterhin die Grundlage dafür, dass die Lohmühle noch immer das modernste Stadion Schleswig-Holsteins ist.

Herzlichen Glückwunsch, auf viele weitere erfolgreiche gemeinsame Jahre!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Published On: 30. Juli 2021Kategorien: Allgemein
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