Unter den zwölf Punktspielen, die in der 101-jährigen VfB-Geschichte an einem 17. Oktober ausgetragen wurden, ist keines, das mit einer Niederlage endete. Acht Siege und vier Unentschieden bei 24:5 Toren weist die Bilanz an diesem Tag aus. Heraus sticht ein Derby: 1971 rückten unsere Grün-Weißen die Verhältnisse in der Stadt, die in Unordnung zu geraten drohten, zumindest auf dem Platz wieder gerade.

Der Lokalrivale Phönix schickte sich im Herbst 1971 an, der Elf von der Lohmühle, die wenige Monate zuvor nur knapp den Sprung in die Bundesliga-Aufstiegsrunde verpasst hatte, den Rang in der zweitklassigen Regionalliga Nord abzulaufen. Während die Adlerträger mit 11:7 Punkten im Verfolgerfeld mitmischten, hatte der VfB nach einem missglückten Start (ein Sieg aus sieben Spielen) in den Wochen vor dem Lokalderby zumindest die Abstiegszone schon wieder hinter sich gelassen. Für eine Euphorie reichte das aber natürlich noch nicht, und so pilgerten „nur“ 9.000 Zuschauer zur Lohmühle, um das 96. Lübecker Lokalderby (und dazu ein noch „exotisch“ wirkendes Damen-Vorspiel zwischen Dänischburg und Krummesse) zu sehen. Während Phönix-Coach Emil Iszö sich sorgte, weil mit Jan-Peter Iden, Hans-Joachim Ihde und dem angeschlagenen Jochen Aido drei Leistungsträger fehlten, sahen auch die LN den VfB aufgrund des Aufwärtstrends bereits wieder als Favorit – auch wenn den Grün-Weißen mit Libero Jürgen Brinckmann ebenfalls ein Leistungsträger fehlte.

Diese Erwartungshaltung erfüllte der VfB. „Dieses Spiel hat unseren deutlichen Leistungsanstieg klar unter Beweis gestellt“, bemerkte Kurt „Jockel“ Krause, Trainer der Grün-Weißen, zufrieden. „Den Chancen und den Spielanteilen nach hätten wir doch weit klarer siegen müssen, so um 5:1 oder 6:2 herum.“ Am Ende wurde es „nur“ ein 1:0. Rudolf Schnauber, vor Saisonbeginn von der Travemünder Allee zur Lohmühle gewechselt, hatte für den einzigen Treffer schon nach 25 Minuten gesorgt, als Phönix-Keeper Gert Girschkowski eine Bronnert-Ecke verfehlt hatte und Schnauber den Kopfballtreffer leicht machte. 16:6 Ecken und ein klares Chancenplus dokumentierten anschließend die Vorteile des VfB, der aber bei zwei Holztreffern (Pfosten und Latte waren wirklich noch aus Holz) von Wolfgang Pramann und Wolfgang Kampf auch Glück hatte. Besonders gelobt beim VfB wurden in den Berichten von Kicker und LN vor allem Spielgestalter Siegfried Bronnert, dem Gegenspieler Werner Jätschmann wenig entgegen zu setzen hatte, und Außenstürmer Herbert Dohrn. Wenig zur Geltung kam im Derby dagegen der 18-jährige Stürmer Rüdiger Wenzel, der einige Jahre später eine große Bundesliga-Karriere startete.

„Der VfB müsste sehr bald den Weg in die obere Tabellenhälfte schaffen können“, glaubten die LN nach dem Derby, obwohl Phönix noch immer einen Punkt voraus war. Zumindest erreichten die Grün-Weißen am Saisonende noch Rang sechs und lagen dabei neun Zähler vor Phönix als Zwölfter.

 

VfB Lübeck – Phönix Lübeck  1:0 (1:0)

VfB: Bomke – Dalinger – Wegner, Gerke, Stahl – Reich, Wittfoht, Bronnert – Schnauber, R. Wenzel (88. Preuß), Dohrn. – Trainer: Krause.

Phönix: Girschkowski – Friese – Kampf, Emmrich, Berner – Matthiessen (74. Aido), Rösel, Jätschmann – Hildebrandt, Pramann, Flamme. – Trainer: Iszö.

Tor: 1:0 Schnauber (25.). – SR: Jan Redelfs (Hannover). – Zuschauer: 9.000.

Von Published On: 17. Oktober 2020Kategorien: 1. Herren, Chronik
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