Obwohl sich die Unione Sportiva Italiana Lupo Martini außerhalb Wolfsburgs kaum großer Bekanntheit erfreut, täte das breite Publikum dennoch gut daran, sich in Zeiten von Rechtspopulismus und wachsender Fremdenfeindlichkeit diesen klangvollen italienischen Namen zu merken. Denn mit der USI kommt nicht nur Deutschlands ältester Gastarbeiterverein auf die Lübecker Lohmühle (Samstag, 14 Uhr), sondern auch ein schönes Beispiel für die integrierende Kraft des Fußballs.

Die Anfänge: Freundschaftsspiele, Zuschauerandrang und Verbrüderung

Wer heutzutage an den Wolfsburger Fußball denkt, wird unweigerlich zuallererst an den großen VfL denken: Erstligist seit 1997, deutscher Meister 2009 und Antipathie-Träger all jener, die es mit den bodenständigen Traditionsvereinen halten. Doch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stellte ein von italienischen Gastarbeitern gegründeter Sportklub – zumindest den Zuschauerzahlen nach – die größere Attraktion in der Autostadt dar: der Italienische Sportclub Lupo (lupo à italienisch Wolf).

Mit der Vereinsgründung im Jahr 1962 hatte die VW-Belegschaft aus Südeuropa vor allem das Ziel verfolgt, dem tristen Wolfsburger Alltag zumindest zeitweise entfliehen zu können. Denn mit Ausnahme des Werkgeländes bestand die Welt der Zuwanderer nur aus dem sogenannten Italienerdorf; einer umzäunten Ansammlung zweigeschossiger Holzhäusern, die Tag und Nacht vom Werkschutz bewacht wurde. „Die Deutschen wollten das Wort Lager nicht hören. Aber es war ein Lager“, resümierte 2012 der damalige USI-Präsident Armando Gobbato.  

Der Fußball stellte für die Gastarbeiter somit die einzige Möglichkeit dar, der Alltagstristesse kurzzeitig den Rücken kehren zu können und sich in die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu integrieren. Ab Oktober/November 1962 nahm der ISC Lupo im Amateurbereich am Ligabetrieb teil, wobei jedoch noch nicht um Punkte gespielt werden konnte. Die Regularien der damaligen Zeit erlaubten auf dem Platz nur einen ausländischen Spieler pro Mannschaft.

Der italienischen Begeisterung taten diese Zwangsfreundschaftsspiele gegen deutsche Mannschaften keinen Abbruch. Im Gegenteil! Etwa 1.000 Fans pilgerten regelmäßig zu den Heimspielen der späteren USI Lupo Martini. Ein beachtlicher Schnitt, wenn man bedenkt, dass die Zuschauerzahlen des VfL Wolfsburg im Zeitraum von 1983 bis 1987 zwischen 364 und 907 Zuschauern pendelten!

Nicht minder beeindruckend war die kollektive Integrationsleistung, die die Spieler und Fans der USI in der gleichen Zeit erbringen sollten. Besonders berührend waren in diesem Zusammenhang die für die deutschen Gastmannschaften organisierten Abschiedsfeiern im Centro italiano. Bei Pizza und Wein knüpften Deutsche und Italiener erste Freundschaften.  

Enge Kooperation mit VW und dem VfL

Nach dem Bezirksklassen-Aufstieg des ISC Lupo im Jahr 1981 erfolgte kurz darauf die Fusion mit der 1970 gegründeten U.S. (Unione sportiva) Martini zur heutigen USI Lupo Martini. Die hierdurch erzielten sportlichen Synergieeffekte sollten alsbald ihre Früchte tragen: Der dauerhaften Etablierung in der niedersächsischen Oberliga folgte 2016 das fußballerische Debüt in der Regionalliga Nord.  

Eingedenk der Umstände, unter denen die USI Lupo Martini ihr sportliches Dasein begann, verdienen die bisherigen Leistungen des Vereins das Prädikat beachtlich. In diesem Zusammenhang sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass sich Deutschlands ältester Gastarbeiterverein nach wie vor der Unterstützung der beiden wichtigsten Wolfsburger Institutionen erfreut: des Autokonzerns VW und des VfL.

Ersterer unterstützt den Verein der ehemaligen italienischen Belegschaft aus alter Verbundenheit jährlich mit einer nicht genannten Summe. Und so mancher Jung-Wolf, dem der Sprung zu den VfL-Profis versagt geblieben ist, findet heute seinen Weg zur USI. Zu ihnen gehören in dieser Saison der Verteidiger Tyson Richter sowie die beiden Mittelfeldspieler Alper Kara und Simon Böhm.

Wolfsburger Wundertüte?

Obwohl die USI über italienische Wurzeln verfügt, bedeutet dies im Umkehrschluss jedoch nicht, dass die Recken um Trainer Giampiero Buonocore die Catenaccio-Taktik in Perfektion verinnerlicht hätten. Zwar liegt der Schwerpunkt des Wolfsburger Spiels auf der Defensive, allerdings hat der SC Weiche Flensburg in dieser Saison auch bereits vorexerziert, wie der Abwehrverbund der Lupi durch ein geduldiges Spiel ausgehebelt werden kann. Indes sollten zweierlei Dinge nicht vergessen werden: 1. Die USI hat am 5. August 2018 dem höher gehandelten VfB Oldenburg eine 0:3-Niederlage beigebracht. Und 2. Im aktuellen Kader der Wolfsburger stehen noch zehn Spieler, die dem VfB Lübeck in der Spielzeit 2016/17 ein 2:2-Unentschieden abgerungen haben. Es ist also heute alles möglich.

Von Published On: 16. August 2018Kategorien: 1. Herren
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