Eigentlich ist Rocco Leeser Sportdirektor beim VfB Lübeck, am Mittwoch musste der 53-jährige Niederländer vorübergehend auch in eine andere Rolle schlüpfen. Nachdem ein Mitglied des Trainerteams am Dienstag positiv getestet worden war und alle vier Trainer nicht mit nach Kaiserslautern reisen konnten, wurde Leeser zum Frontmann in einem Aushilfstrainerstab, dem neben ihm noch der verletzte Stürmer Martin Röser, Aufsichtsrat und Ex-Kapitän Timo Neumann sowie Albert Deuker aus dem Scoutingteam des VfB angehörten. Im Interview blickt Leeser auf die ereignisreichen 24 Stunden zurück und beurteilt die aktuelle Gesamtentwicklung der Mannschaft.

Rocco, wie hast Du die Situation seit dem späten Dienstagabend erlebt?

Ich war am Dienstagabend noch mit einem Mathetest meines Sohnes beschäftigt. Als ich auf mein Telefon gesehen und registriert habe, was passiert ist, hat sich alles verändert. Ich habe erst spät am Abend die Entscheidung mitgeteilt bekommen, dass ich letztlich in Kaiserslautern auf der Bank sein sollte. Ich habe natürlich ein paar Stunden weniger geschlafen als sonst. Ich habe mich noch ein wenig mit Kaiserslautern beschäftigt und vor allem viel mit den Trainern kommuniziert.

Wie lief die Kommunikation im Vorwege und dann auch im Stadion?

Wir haben noch spät am Abend angefangen, uns über den Matchplan auszutauschen. Ich habe den ganzen Tag über mit den Trainern in Verbindung gestanden. Auf der Bank hat Martin Röser dann mit den Trainern kommuniziert. Es ist aber immer auch schwierig, aus verschiedenen Perspektiven das Spiel zu beurteilen. Unter den gegebenen Umständen haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Man muss ja auch berücksichtigen, dass unter Corona-Bedingungen kaum Zeit war, um eine andere Lösung zu finden.

Was meinst Du damit?

Hätten wir länger Zeit gehabt, uns auf die Situation vorzubereiten, hätte es vielleicht auch die Möglichkeit gegeben, einen anderen Trainer aus dem Verein auf die Bank zu setzen, so wie es jetzt wahrscheinlich gegen Waldhof Mannheim der Fall sein wird. Aber dazu ist dann immer auch ein negativer Corona-Test nötig – das war in der Kürze der Zeit gar nicht mehr realisierbar.

Wie bewertest Du den Tag rückblickend?

Es war für mich eine interessante Erfahrung, aber am Ende zählt das Ergebnis, und da hatten wir einen Punkt zu wenig auf dem Konto. Und es ist auf Dauer sicher keine glückliche Mischung, gleichzeitig Sportdirektor und Trainer einer Mannschaft zu sein. Die Aufgabengebiete sind eben andere. Von daher muss das die Ausnahme gewesen sein, die Trennung der Rollen ist wichtig. Als Sportdirektor beschäftige ich mich normalerweise eher mit langfristigeren Themen.

Wie hast Du die Mannschaft wahrgenommen, wie sie mit der Situation umgegangen ist?

Sehr positiv. Wir können stolz auf diese Mannschaft sein. Sie hat das sehr erwachsen aufgenommen. Die Jungs haben die Situation abhaken können, waren von den Trainern gut eingestellt. Da hat Lukas Pfeiffer auch in der Besprechung über Video die Mannschaft noch einmal sehr gut auf den Gegner vorbereitet. Unter schwierigen Bedingungen haben alle Beteiligten das Bestmögliche aus der Situation gemacht. Auf dem Platz war es am Ende kein großes Thema mehr.

Am Ende stand trotzdem eine 0:1-Niederlage. Wie bewertest Du die Leistung?

Wir sind enttäuscht über das Ergebnis, aber nicht über die Leistung. Wir haben uns für ein gutes Spiel nicht belohnt. Der Gegner hat vielleicht nicht seinen besten Fußball gespielt, war aber sehr robust und unangenehm zu bespielen. Wir haben es geschafft, das Spiel zu bestimmen und hätten in der zweiten Halbzeit eigentlich selbst in Führung gehen müssen. Dass Jeff Saibene am Ende sagt, dass es ein glücklicher Sieg war, kann man als Kompliment für uns sehen. Aber gut gelaufen wäre es nur, wenn wir mit einem oder drei Punkten zurückgekommen wären.

Wie beurteilst Du die Gesamtentwicklung in den letzten Monaten aus Deiner Perspektive als Sportdirektor?

Auch ein Spiel wie das am Mittwoch war trotz des Ergebnisses eine Bestätigung dafür, dass wir in der Liga mithalten können. Wir können auch gegen einen Gegner, der über ganz andere Möglichkeiten verfügt als wir, das Spiel bestimmen. Die Entwicklung der Mannschaft ist zu sehen. Wir haben schon in den ersten Wochen, als die Ergebnisse nicht auf unserer Seite waren, teilweise guten Fußball gespielt. Nach und nach sind andere Komponenten hinzugekommen. Es spricht für das Trainerteam, dass die Mannschaft in einer schwierigen Phase diese Entwicklungsschritte genommen hat. Und natürlich wünschen wir uns, dass wir an die zuletzt guten Leistungen jetzt auch gegen Mannheim anknüpfen können.

Von Published On: 27. November 2020Kategorien: 1. Herren
Lohmühlen EURO für den VfB:

Der Lohmühlen EURO ist ein Aufschlag von 1 Euro auf jede Tageskarte im Sitz- und Stehplatzbereich. Er dient der Instandhaltung und Verbesserung des vereinseigenen Stadions Lohmühle und seiner gesamten Infrastruktur. Darüber hinaus kann auch mittels dieses Paypal-Buttons gespendet werden.

Teilen Sie diesen Artikel!

Ähnliche Beiträge

Neueste Beiträge

Termine

20. April 2024
  • VfB Lübeck - Borussia Dortmund II

    Herren | 3. Liga

    um 14:00
21. April 2024
  • U23 - VfR Neumünster

    Herren | Oberliga Schleswig-Holstein

    um 16:30
26. April 2024
  • Arminia Bielefeld - VfB Lübeck

    Herren | 3. Liga

    um 19:00
27. April 2024
  • MTSV Hohenwestedt - U23

    Herren | Oberliga Schleswig-Holstein

    um 15:00
3. Mai 2024
  • VfB Lübeck - MSV Duisburg

    Herren | 3. Liga

    um 19:00
5. Mai 2024
  • Eckernförder SV - U23

    Herren | Oberliga Schleswig-Holstein

    um 15:00
11. Mai 2024
  • SC Weiche Flensburg 08 II - U23

    Herren | Oberliga Schleswig-Holstein

    um 13:30

Spenden an den VfB Lübeck