Ein Traditionsverein gastiert am Samstag mit dem SV Waldhof Mannheim an der Lohmühle. Die „Buwe“ (bundesweit als Waldhof-Buben bekannt geworden) verfügen auch ohne Meis­tertitel oder Pokalsiege über eine reichhaltige Historie, die vor allem von einigen prominenten Namen und von sieben Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit zwischen 1983 und 1990 zehrt.

Gegründet wurde der SVW im Jahr 1907 als Stadtteilverein im Mannheimer Arbeiterviertel Waldhof. Erster bekannter Akteur war der spätere Bundestrainer Sepp Herberger, der bis zu seinem 24. Lebensjahr für den Verein spielte und dort auch zum Nationalspieler reifte, ehe er zum Stadtrivalen VfR Mannheim überlief. Der SV Waldhof hatte seine erste große Zeit auf überregionaler Bühne in den 1930er-Jahren. Mit Otto Siffling stürmte einer der Top-Stars jener Zeit für die Mannheimer, der bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1938 für Deutschland auflief, aber schon im Alter von 27 Jahren an einer schweren Krank­heit verstarb. Der SV Waldhof erreichte 1934 und 1940 das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft (jeweils Niederlagen gegen den FC Schalke 04) und stand 1940 auch im Finale des deutschen Pokalwettbewerbs (0:2 gegen den 1. FC Nürnberg).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Waldhof zwar 1947 Zweiter in der Oberliga Süd. Doch die großen Schlagzeilen schrieb der Nachbar VfR Mannheim, der 1949 sogar die Deutsche Meisterschaft in die Stadt, in der Rhein und Neckar zusammenfließen, holte. Waldhof wurde zur Fahrstuhlmannschaft und stieg 1954 erstmals aus der erstklassigen Oberliga ab. Auch im Gründungsjahr der Bundesliga 1963 war der Verein zweitklassig und ohne Chance auf eine Qualifikation zur Eliteklasse. Auch aus der zweitklassigen Regionalliga Süd stieg Waldhof 1970 einmal für zwei Jahre ab, schaffte aber dennoch sicher die Qualifikation für die 1974 eingeführte 2. Bun­desliga Süd und war auch in der eingleisigen 2. Bundesliga 1981 von Beginn an dabei.

Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ge­lang schließlich im Sommer 1983. Als Zweit­liga-Meister gelang unter Trainer Klaus Schlappner (Foto, mit Jürgen Kohler und Maurizio Gaudino) der Aufstieg in die Bundesliga. Um den bereits erfahrenen Kapitän und Libero Günter Sebert gruppierten sich noch unbekannte Akteure wie der später jahrelang in der Bundesliga erfolgreiche Stür­mer Fritz Walter oder aufstrebende Nachwuchstalente wie Jürgen Kohler, Maurizio Gaudino und später Christian Wörns, die beim Waldhof zu Nationalspielern reiften. Insbesondere als Nachwuchsschmiede für Vorstopper galt der SVW, weil neben Kohler und Wörns auch die Nationalspieler Bernd und Karlheinz Förster sowie der 1990er-Weltmeister Paul Steiner ihre Wurzeln bei den Blau-Schwarzen hatten.

Obwohl Waldhof in den ersten Bundesliga-Jahren sogar auf sein Heimrecht verzichten und ins Ludwigshafener Südwest-Stadion auf der anderen Rheinseite ausweichen muss­te, hielt sich der Verein sieben Jahre lang in der Eliteklasse. Man feierte bestaunte Siege beim Hamburger SV und bei Bayern München und verpasste 1985 als Tabellensechster den Einzug in den UEFA-Cup nur aufgrund der Tordifferenz. 1990 folgte jedoch der Abstieg.

Zwar wurde die Einweihung des heutigen Carl-Benz-Stadions 1993 noch als Aufbruch in eine bessere Zukunft gesehen – doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Nachdem der Wiederaufstieg mehrfach knapp verpasst wurde, stieg Waldhof 1997 auch aus der 2. Bundesliga ab, kehrte zwar zwei Jahre später zurück, verschwand aber 2003 für lange Zeit von der bundesweiten Bildfläche. Zwei Li­zenzentzüge 2003 und 2010 sorgten dafür, dass der Verein 16 Jahre lang nur viert- und fünftklassig spielte, wobei man auch in Re­gionalliga-Zeiten zuletzt auf eine große Fan-Basis von im Schnitt über 6.000 Zuschauern zählen konnte. Nach Pech im Elfmeterschießen und einem Skandal mit Spielabbruch wegen Ausschreitungen gelang 2019 im dritten Anlauf in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga die Rück­kehr auf die bundesweite Bühne.

Von Published On: 26. November 2020Kategorien: 1. Herren
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