Mit Altona 93 kommt am Samstag (14 Uhr) einer der großen norddeutschen Traditionsvereine an die Lohmühle – auch wenn der Glanz der bedeutenden Erfolge bereits seit vielen Jahrzehnten verblasst ist. Der AFC war einer der ersten Fußball-Vereine überhaupt nördlich der Elbe und stand 1903 im Halbfinale um die erste Deutsche Meisterschaft. Idol Adolf Jäger war Nationalspieler zwischen 1908 und 1924. Nach dem Krieg gab es noch ein weiteres Hoch mit Platz drei in der erstklassigen Oberliga 1954 und 1958 sowie zwei Halbfinal-Teilnahmen im DFB-Pokal. Seit man 1968 die damals zweitklassige Regionalliga verlassen musste, ging es jedoch überwiegend bergab.
Zwischenhochs auf norddeutscher Ebene gab es noch zwischen 1984 und 1993 sowie 2008/09. Der Wiederaufstieg gelang 2017 und nach einem letzten Platz erneut im Jahr 2019. In den beiden Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 verhinderte der Saisonabbruch das Zittern bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt.
Im Sommer 2020 übernahmen zwei prominente Namen das Ruder in der sportlichen Führung bei Altona 93. Als Sportlicher Leiter ist der langjährige Bundesliga-Torhüter des Hamburger SV und des SC Freiburg, Richard Golz (53), für die Kaderplanung zuständig. Auf dem Rasen hat mit Andreas Bergmann (62) ein früherer Bundesliga-Trainer das Sagen, der auch schon für den FC St. Pauli, Hannover 96, VfL Bochum und Hansa Rostock verantwortlich war. Die finanziellen Möglichkeiten des Vereins sind aber dennoch weiterhin überschaubar.
Im Kader des AFC sucht man die großen Namen vergebens. Mittelfeldlenker Dennis Rosin spielte immerhin schon für den FC St. Pauli in der 2. Bundesliga (drei Einsätze) sowie für Werder Bremen II und die Sportfreunde Lotte in der 3. Liga (22 Einsätze). Ansonsten sind die Akteure mit größerer Erfahrung außerhalb der Regionalliga Nord rar gesät. Abwehrspieler André Wallenborn, der im Sommer von Alemannia Aachen zu Altona 93 wechselte, bringt als einziger weiterer Akteur zehn Drittliga-Spiele (für den Halleschen FC) auf seiner Visitenkarte mit. Zu den Akteuren, die zumindest vor ihrer Zeit beim AFC auch schon in der Regionalliga aktiv waren, zählt der Ex-VfBer Hendrik Bombek, der im Sommer 2020 von der Lohmühle an die Adolf-Jäger-Kampfbahn wechselte, und dort neben Benjamin Safo-Mensah (früher SC Weiche 08) zum Stamm in der Abwehr zählt. Auch Angreifer Kevin Krottke (u.a. Hannover 96 II, Lüneburger SK, Drochtersen/Assel), William Wachowski (u.a. St. Pauli II, Kassel, Eichede), Leon Mundhenk (Hamburger SV II) und Aladji Barrie (u.a. BV Cloppenburg, VfR Neumünster) hatten bereits Regionalliga-Stationen vor dem AFC.
Die Neuzugänge des Sommers sind neben Wallenborn allesamt Jungspunde. Mit Djavid Abdullatif, Niklas Bär, Diego Berendsohn, Noah Gumpert, Peer Mahncke und Jurek Stoeck spielten allein sechs Neue zuletzt in der U19 des Eimsbütteler TV, die im Vorjahr in die A-Junioren-Bundesliga aufgestiegen war. Tom Burmeister war zuletzt in der A-Jugend-Regionalliga bei Eintracht Norderstedt aktiv. Und auch die beiden neuen Keeper Jasin Jashari (23, Holstein Kiel II) und Anton Matthäi (21, Hamburger SV III) gehören noch nicht in die Kategorie Routiniers. Unter den Abgängen waren mit Keeper Tobias Braun und den Verteidigern Dallas Aminzadeh (SC Concordia) und Niklas Siebert (SV Halstenbek/Rellingen) immerhin drei Akteure mit Erfahrung und regelmäßigen Einsatzzeiten. Die junge Mannschaft des AFC wurde entsprechend von den Experten auch vor der Saison als Team eingeschätzt, das in erster Linie um den Klassenerhalt kämpfen muss.
„Die Zielsetzung ist einerseits, die Jungs und dadurch auch die Mannschaft besser zu machen – und andererseits irgendwie da hinzukommen, dass wir in der Regionalliga etwas gesetzter sind“, gab Trainer Andreas Bergmann, der seit seinem Amtsantritt im Juni 2020 nur neun Punktspiele mit dem Team bestritt, in denen ganze drei Punkte geholt wurden, gegenüber dem Portal fussifreunde.de als Marschroute für die Saison aus. „Wenn man die Möglichkeiten nicht hat, dann kann man nur auf junge, hungrige Spieler, die sich weiterentwickeln wollen, setzen“, hat er sich mit den aktuellen Rahmenbedingungen an der Griegstraße arrangiert.
Nach den ersten beiden Spielen der Saison stehen die Schwarz-Weiß-Roten bereits wieder am Tabellenende. Zwei Niederlagen und 1:4 Tore stehen für den AFC nach den Spielen bei Holstein Kiel II (0:1) und gegen den Liga-Favoriten SC Weiche Flensburg 08 (1:3) zu Buche. Zuletzt am Mittwoch gegen die Flensburger brachte Angreifer Kevin Krottke die Altonaer zwar früh mit 1:0 in Führung, doch Weiche schlug durch Christopher Kramer (2) und Dominic Hartmann zurück.
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